Mir ist ein defekter Akkupack zugeflogen, den ich mal zerlegen und die Erkenntnisse mit euch teilen will. Bitte gern um rege Diskussion, was ihr davon haltet.
Fehlerbild: Pack lässt sich nicht mehr laden.
Was wissen wir noch? Der Pack wurde gekauft für ein Hoverboard bei einem Händler/Hersteller in Deutschland. Angepriesen wurden Samsung 35E Zellen. Der Händler sagt:
„Dieser hochwertige Li-Ion Akku…“ und über sich selbst:
„Wir von der […] geben täglich alles für unsere Akkus - und diese geben wir dann an Sie weiter. Angefangen von der Produktentwicklung über den Verkauf bis zum Kundenservice, bei uns erhalten Sie das Komplettpaket - und zwar aus einer Hand“
„Obwohl unsere Produkte allesamt Markenware aus Deutschland sind, stimmt bei uns auch das Preis-Leistungs-Verhältnis“
An anderen Stellen wird öfter von der eigenen Herstellung und Produktion geschrieben - allerdings ist nicht klar, für welche Produkte das genau gilt.
Nun, dann hab ich mir das mal angesehen.
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Auf der Hersteller-Homepage gibt es den Pack aktuell mit 7Ah für schlanke 160 Euro - allerdings ohne Samsung Zellen zu nennen. Dieser Pack hat rund 190 Euro gekostet, lt. Vorbesitzer waren da explizit die Samsung E35 Zellen beworben.
Der Preisvergleich beim freundlichen Chinesen bewegt sich zwischen 26 und 50 Euro.
Zum Vergleich:
https://www.aliexpress.com/item/1005003377270271.html
Ans Eingemachte:
Der Pack war vom Vorbesitzer schon geöffnet. Schrumpf-Folie ist ok, nicht zu dünn. Strom kommt raus, aber Laden lässt das BMS nicht zu. BMS in diesem Falle eine Blackbox für mich, keine sofort ersichtlichen Schäden wie abgefackelte Bauteile. Der Akku ist auch mal "feucht" geworden im Hoverboard, ob das zu dem Defekt geführt haben kann???
Bemerkenswert allerdings die 0,65V Spannungsdifferenz zwischen B- und P-. Für die Schaltungstechnik Experten evtl. ein Hinweis zum Defekt.
Die FET’s wurden bei einer Belastung mit ca. 3A schon „warm“.
Die Blöcke waren auch leicht aus der Balance. Ich habe den Pack entladen vor dem zerlegen:
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Zum Pack an sich: Der ganze Pack war innen irgendwie schmierig & klebrig, evtl. von dem vorherigen Wasserkontakt. An den Zellenverbindern und am Isolationspapier rost-rote Spuren. Zellenanordnung ist interessant. Leider keine Zellenhalter. Die einzelnen Blöcke waren notdürftig durch sehr dünnes Papier isoliert. Trotzdem eine insgesamt sehr wackelige Angelegenheit. Anscheinend ist das ausreichend sicher für Hoverboards. Mir gefällt es nicht.
Die BMS Platine ist minimalistisch. Abgesehen von dem Problem mit dem Spannungsabfall wurde schludrig gelötet. Die Litzen zum Stecker hatten keinen Kontakt zur Platine, sondern waren nur mittels einem riesen Lötzinn-Batzen rauf „gepickt“. Die Leitung und der XT60 Stecker sehen auch qualitativ schlecht aus.
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Nickelstreifen: auf den ersten Blick schon etwas „seltsam“, vor allem die rötlichen Spuren. Das Material ist eher dünn. Positiv die 4 Schweißpunkte, die haben gut gehalten. Der Salzlaken Test offenbarte die Vermutung: ziemlich viel Eisen im Spiel. Damit hätte ich an sich kein großes Problem, wenn die Rost-Stellen bei einem „neuen“ Akku nicht so ausgeprägt wären. Wieder der Verdacht, daß da Feuchtigkeit im Akku war.
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Zellentest:
Das große Rätsel. Sind sie „echt“ oder „Chinesium-Samsung“?
Aussehen tun sie täuschend echt. Schrumpf-Folie, Pole, Verarbeitung identisch zu meinen 3 Vergleichsmustern.
Hab sie also durch einen Testlauf mit meinem ZB2L3 geschickt. Das ist jetzt keine hoch wissenschaftliche Methode, aber diesen Prozess kenne ich, und liefert in Grenzen sehr gut reproduzierbare Ergebnisse. Vor allem die Belastung mit dem höheren Strom liefert bessere Ergebnisse als mit den Akku Test- und Ladegeräten.
Ergebnis: Im Testlauf habe ich im Mittel 3.013Ah gemessen mit einer Standardabweichung von 30mAh
Vergleichsmuster 1: 3.101Ah (5 Stk)
Vergleichsmuster 2: 3.050Ah (5 Stk)
Warum gibt es die Unterschiede, und warum kamen da nicht die 3.450Ah raus wie spezifiziert?
Ziemlich einfach: ich teste die Zellen anders, als es der Hersteller für die Angabe der „nominellen Kapazität“ macht. Das ist mir auch egal, wichtig ist nur, daß die Unterschiede deutlich heraus kommen und ich reproduzierbare Ergebnisse habe. D.h. wenn ich eine Zelle mehrmals teste, sollte das Ergebnis immer gleich sein. Um die Zellen beurteilen zu können, ist es ein großer Unterschied, ob man mit 0,5A oder 2,5A die Entladung durchführt.
Zellen Fazit:
Ich halte sie für echte Samsung 35E, weil für eine Fälschung sind sie zu gut. Ich vermute sie kommen aus einer 2.Wahl Charge, weil die Kapazität etwas geringer ist. Leider fehlt mir da der tiefe Einblick in die Welt der Zellenfertigung. Könnte mir aber gut vorstellen, daß der Fertigungsprozess nicht zu 100% funktioniert, und die Zellen danach noch selektiert werden. Oder meine Vergleichszellen sind neuer, und etwas besser.
Abschließend:
Verarbeitung vom Pack ist für mein Empfinden nicht überzeugend. Alles insgesamt etwas billig, hochwertig erscheint mir hier nicht viel. Leider scheint das der „best practice“ für Hoverboard Akkus zu sein.
Es mag jeder selbst beurteilen, ob der Pack „made in Germany“ ist, wie der Händler vermuten lässt. Und ob der Pack den Preis wert ist.
Ich allerdings gehe stark davon aus, daß der Pack in China bestellt wurde, und in China gefertigt wurde.
Wer sich fragt, wie man einen vergleichbaren Pack um €25 bekommen kann, der kann sich meinen Thread zum Fahrrad Licht Akku durchlesen. Möglich, daß da ähnlich "gute" Zellen verbaut werden.
rollerplausch.com
Fehlerbild: Pack lässt sich nicht mehr laden.
Was wissen wir noch? Der Pack wurde gekauft für ein Hoverboard bei einem Händler/Hersteller in Deutschland. Angepriesen wurden Samsung 35E Zellen. Der Händler sagt:
„Dieser hochwertige Li-Ion Akku…“ und über sich selbst:
„Wir von der […] geben täglich alles für unsere Akkus - und diese geben wir dann an Sie weiter. Angefangen von der Produktentwicklung über den Verkauf bis zum Kundenservice, bei uns erhalten Sie das Komplettpaket - und zwar aus einer Hand“
„Obwohl unsere Produkte allesamt Markenware aus Deutschland sind, stimmt bei uns auch das Preis-Leistungs-Verhältnis“
An anderen Stellen wird öfter von der eigenen Herstellung und Produktion geschrieben - allerdings ist nicht klar, für welche Produkte das genau gilt.
Nun, dann hab ich mir das mal angesehen.
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Auf der Hersteller-Homepage gibt es den Pack aktuell mit 7Ah für schlanke 160 Euro - allerdings ohne Samsung Zellen zu nennen. Dieser Pack hat rund 190 Euro gekostet, lt. Vorbesitzer waren da explizit die Samsung E35 Zellen beworben.
Der Preisvergleich beim freundlichen Chinesen bewegt sich zwischen 26 und 50 Euro.
Zum Vergleich:
https://www.aliexpress.com/item/1005003377270271.html
Ans Eingemachte:
Der Pack war vom Vorbesitzer schon geöffnet. Schrumpf-Folie ist ok, nicht zu dünn. Strom kommt raus, aber Laden lässt das BMS nicht zu. BMS in diesem Falle eine Blackbox für mich, keine sofort ersichtlichen Schäden wie abgefackelte Bauteile. Der Akku ist auch mal "feucht" geworden im Hoverboard, ob das zu dem Defekt geführt haben kann???
Bemerkenswert allerdings die 0,65V Spannungsdifferenz zwischen B- und P-. Für die Schaltungstechnik Experten evtl. ein Hinweis zum Defekt.
Die FET’s wurden bei einer Belastung mit ca. 3A schon „warm“.
Die Blöcke waren auch leicht aus der Balance. Ich habe den Pack entladen vor dem zerlegen:
Max | 3,05 | 3,77 | ||
Min | 2,97 | 3,75 | ||
Diff | 0,082 | 0,014 | ||
Std.Abw | 0,024 | 0,004 |
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Zum Pack an sich: Der ganze Pack war innen irgendwie schmierig & klebrig, evtl. von dem vorherigen Wasserkontakt. An den Zellenverbindern und am Isolationspapier rost-rote Spuren. Zellenanordnung ist interessant. Leider keine Zellenhalter. Die einzelnen Blöcke waren notdürftig durch sehr dünnes Papier isoliert. Trotzdem eine insgesamt sehr wackelige Angelegenheit. Anscheinend ist das ausreichend sicher für Hoverboards. Mir gefällt es nicht.
Die BMS Platine ist minimalistisch. Abgesehen von dem Problem mit dem Spannungsabfall wurde schludrig gelötet. Die Litzen zum Stecker hatten keinen Kontakt zur Platine, sondern waren nur mittels einem riesen Lötzinn-Batzen rauf „gepickt“. Die Leitung und der XT60 Stecker sehen auch qualitativ schlecht aus.
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Nickelstreifen: auf den ersten Blick schon etwas „seltsam“, vor allem die rötlichen Spuren. Das Material ist eher dünn. Positiv die 4 Schweißpunkte, die haben gut gehalten. Der Salzlaken Test offenbarte die Vermutung: ziemlich viel Eisen im Spiel. Damit hätte ich an sich kein großes Problem, wenn die Rost-Stellen bei einem „neuen“ Akku nicht so ausgeprägt wären. Wieder der Verdacht, daß da Feuchtigkeit im Akku war.
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Zellentest:
Das große Rätsel. Sind sie „echt“ oder „Chinesium-Samsung“?
Aussehen tun sie täuschend echt. Schrumpf-Folie, Pole, Verarbeitung identisch zu meinen 3 Vergleichsmustern.
Hab sie also durch einen Testlauf mit meinem ZB2L3 geschickt. Das ist jetzt keine hoch wissenschaftliche Methode, aber diesen Prozess kenne ich, und liefert in Grenzen sehr gut reproduzierbare Ergebnisse. Vor allem die Belastung mit dem höheren Strom liefert bessere Ergebnisse als mit den Akku Test- und Ladegeräten.
Ergebnis: Im Testlauf habe ich im Mittel 3.013Ah gemessen mit einer Standardabweichung von 30mAh
Vergleichsmuster 1: 3.101Ah (5 Stk)
Vergleichsmuster 2: 3.050Ah (5 Stk)
Warum gibt es die Unterschiede, und warum kamen da nicht die 3.450Ah raus wie spezifiziert?
Ziemlich einfach: ich teste die Zellen anders, als es der Hersteller für die Angabe der „nominellen Kapazität“ macht. Das ist mir auch egal, wichtig ist nur, daß die Unterschiede deutlich heraus kommen und ich reproduzierbare Ergebnisse habe. D.h. wenn ich eine Zelle mehrmals teste, sollte das Ergebnis immer gleich sein. Um die Zellen beurteilen zu können, ist es ein großer Unterschied, ob man mit 0,5A oder 2,5A die Entladung durchführt.
Zellen Fazit:
Ich halte sie für echte Samsung 35E, weil für eine Fälschung sind sie zu gut. Ich vermute sie kommen aus einer 2.Wahl Charge, weil die Kapazität etwas geringer ist. Leider fehlt mir da der tiefe Einblick in die Welt der Zellenfertigung. Könnte mir aber gut vorstellen, daß der Fertigungsprozess nicht zu 100% funktioniert, und die Zellen danach noch selektiert werden. Oder meine Vergleichszellen sind neuer, und etwas besser.
Abschließend:
Verarbeitung vom Pack ist für mein Empfinden nicht überzeugend. Alles insgesamt etwas billig, hochwertig erscheint mir hier nicht viel. Leider scheint das der „best practice“ für Hoverboard Akkus zu sein.
Es mag jeder selbst beurteilen, ob der Pack „made in Germany“ ist, wie der Händler vermuten lässt. Und ob der Pack den Preis wert ist.
Ich allerdings gehe stark davon aus, daß der Pack in China bestellt wurde, und in China gefertigt wurde.
Wer sich fragt, wie man einen vergleichbaren Pack um €25 bekommen kann, der kann sich meinen Thread zum Fahrrad Licht Akku durchlesen. Möglich, daß da ähnlich "gute" Zellen verbaut werden.
China Akkupack vom Fahrradlicht - zerlegt und gemessen
Damals hatte ich für's Fahrrad eine Funsel bestellt in China. Dacht ich mir: bestell den Akku gleich mit - so schlecht wird der schon nicht sein. https://de.aliexpress.com/item/940043573.html Dann schaun mir mal, wie gut der wirklich ist. Beworben wird das Akkupack mit 10Ah und 5 Stunden...
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