Warum wird in Deutschland alles so überreguliert?

24 Dezember 2020
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E-Scooter
Xiaomi Pro 2
Hallo,

das ist eine ernstgemeinte Frage. Ein E-Scooter darf bei uns maximal 20 bzw. 22 km/h mit Toleranz fahren, in den meisten anderen EU-Ländern sind es zumindest 25 km/h. Eine Versicherungspflicht für E-Scooter, wie sie bei uns gilt, gibt es sonst nur in Frankreich. Die Versicherungspflicht stört mich aber nicht mal, aber warum erlaubt man dann nicht die 25 km/h oder 30 km/h außerorts? Für mich schaut das so aus, als ob man sich immer auf das niedrigste bzw. am meisten regulierte Niveau in Deutschland einigt.

Wenn wir dann E-Scooter mit E-Bikes oder Motorrädern vergleichen ergeben sich unzählige inkonsistente Abweichungen:
  • Ein E-Scooter fährt maximal 20 km/h, das E-Bike unterstützt mich bis 25 km/h, ich kann damit theoretisch aber auch 50 km/h bergab fahren. Beim E-Bike gibt es keinerlei Versicherungspflicht, beim E-Scooter schon. 23 km/h mit E-Scooter = Straftat, 50 km/h mit E-Bike = alles cool.
  • Kaufe ich mir ein S-Pedelec, dann habe ich auch die Versicherungspflicht, darf aber bis 45 km/h vom Motor unterstützt werden. Mit dem S-Pedelec darf ich nicht auf dem Fahrradweg fahren, mache ich es doch, bekomme ich nur ein Bußgeld i.H.v. 10 EUR. Fahre ich auf dem Fahrradweg mit einem E-Scooter 23 km/h und werde von einem S-Pedelec mit 45 km/h überholt, begehe ich eine Straftat, während der Fahrer vom S-Pedelec nur 10 EUR zahlen muss. Das kann es doch echt nicht sein!
  • Bei Geschwindigkeitsüberschreitung mit einem Motorrad oder Auto von bis zu zehn km/h in einer geschlossenen Ortschaft gilt laut Bußgeldkatalog ein Regelsatz von 15 Euro, außerorts sind es zehn Euro. 16 bis 20 km/h zu schnell gefahren bedeuten innerorts eine Strafe von 35 Euro, außerorts 30 Euro. Wenn ich mit meinem E-Scooter 23 km/h fahre, begehe ich eine Straftat und kann dafür vor Gericht gestellt werden. Was ist jetzt schlimmer, ein E-Scooter außerorts auf dem leeren Fahrradweg mit 23 km/h oder innerorts ein Auto mit 70 km/h auf der Straße?
Um eine Sache noch klar zu machen, das Letzte was ich will ist mehr Regulierung bei E-Bikes, S-Pedelecs, Motorrädern oder Autos, aber man merkt als Fahrer von einem E-Scooter ziemlich schnell, dass man die A****karte gezogen hat. Wieso gelten nicht gleiche Regeln für alle? Warum bekomme ich als Fahrer von einem E-Scooter nicht einfach ein Bußgeld oder Punkte, wenn ich zu schnell unterwegs bin oder andere Leute gefährde? Nochmal, wenn ich von einem Dorf ins andere auf einem Fahrradweg außerorts fahren möchte und mit 23 km/h auf meinem E-Scooter unterwegs bin, begehe ich eine Straftat und wenn ich da 45 km/h mit einem S-Pedelec fahre, ist alles in Butter?! Der Gesetzgeber versagt hier doch völlig und bestraft Leute mit E-Scooter viel härter als andere Verkehrsteilnehmer.
 
Weil Wir danach brüllen :D Zumindest Die, Die selten selbst betroffen sind ;)

Ist zumindest meine Ansicht der Sache. Das Problem würde nicht bestehen wenn wir mehr "leben und leben lassen" beherzigen würden und nebenbei aus politischen Entscheidungen mal andere Schlüsse ziehen als jedes mal überrascht zu tun wenn mal wieder irgendwas reguliert wurde und der ein oder andere Gewinner seinen Teil daran hatte.

Ich möchte das unschöne Wort "Lobbyismus" nicht in den Mund nehmen weil auch wir welchen Betreiben wenn wir unsere Interessen durchsetzen möchten.

Was mich mehr stört an der Tatsache der Regulierungswut ist der Fakt, dass für jedes Bisschen sein eigenes Süppchen gekocht wird und dadurch Detailreich und unübersichtlich wird.

Zumal sollten wir mal aus unseren Erfahrungen lernen. Wenn eine Versicherungspflicht bei diese Elektrospielzeugen zur mehr Aufwand und Kosten führt anstatt Vorteile könnte man auch wieder einen Schritt zurück gehen. Aber das sind Gedanken die ich wohl mehr als abschreiben kann.
 
Es ist auch sehr einfacher zu betrachten.
Im eigentlichen Sinn sollte der anfänglich "25 km/h" scooter auch auf Gehwegen fahren dürfen.
Ja, DÜRFEN, deswegen sollte musste alles reguliert werden.
Leider ist daraus ein fallStrick geworden, weil sich Passanten und die Gewerkschaft der Polizei damit nicht anfreunden konnten das sich Gefährte "Scooter" und der werte "Fussgänger" sich anfangs nicht recht vertragen haben. Es kam einfach zu großer Empörung und Uneinsichtigkeit wenn Rollerfahrer den Gehweg oder Fußgängerzonen benutzten.
Er SOLLTE Führerscheinfrei sein, Gehwege befahren dürfen, so kam es aber nicht und es wurde eine extra Klasse von Kraftfahrzeugen ausgebuddelt.
Die Elektrischen-Kleinstfahrzeuge mit maximalgeschwindigkeit 20Km/h und Versicherungspflicht mit der Auflage das sie Gehwege und Fussgängerzonen nicht benutzen dürfen. und es kehrte Ruhe ein.
Du darfst Gehwege und Fussgängerzonen nutzen wenn dies durch ein Schild "Elektrokleinstfahrzeuge Frei" da herumhängt.
Wenn du dein Elektrokleinstfahrzeug unter 6 Kmh benutzt dann benutzt du es nicht im Sinne eines Kraftfahrzeuges.
Theoretisch schiebst du es dann bzw. es wird mit elektr. hilfe geschoben.
Deswegen gibt es die Möglichkeit bei Ninebot den 5Kmh Füssgängermodus zu benutzen.
Da ist aber der Trachtenverein nicht bereit das zu akzeptieren und wertet dich als Fahrende "Ordnungswiedrigkeit" in diesem Bereich.
Ja auch der Verein hat möglichkeiten es so auzulegen das es als fahren gewertet wird. Da kann man nix machen.
 
Ein Grund, warum die 20 km/h gekommen sind ist, dass in Deutschland bei 20 km/h keine Helmpflicht besteht, bei 25 km/h aber schon - das ist ein deutsches Gesetz.

Da in Deutschland die Wirtschaft einen hohen Stellenwert hat, ging es bei dieser Entscheidung wohl vornehmlich um die Verleiher (die dann keinen Helm mit anbieten müssen) und nicht um uns Privatpersonen.
 
Ein Grund, warum die 20 km/h gekommen sind ist, dass in Deutschland bei 20 km/h keine Helmpflicht besteht, bei 25 km/h aber schon - das ist ein deutsches Gesetz.

Das passiert halt, wenn man unbedingt eine Kraftfahrzeug aus einen Roller machen möchte. In anderen Ländern ist das eleganter gelöst.

Wir werden von alten Leuten regiert, die sich angewöhnt haben alle Bürger für dumm und unselbständig zu halten.

Die Begründungen sind inzwischen nicht mehr ernst zu nehmen.

Was nützt das? Das Forum ist doch der beste Beweis, wie die Allgemeinheit zu so etwas steht...
 
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Ein Grund, warum die 20 km/h gekommen sind ist, dass in Deutschland bei 20 km/h keine Helmpflicht besteht, bei 25 km/h aber schon - das ist ein deutsches Gesetz.

Da in Deutschland die Wirtschaft einen hohen Stellenwert hat, ging es bei dieser Entscheidung wohl vornehmlich um die Verleiher (die dann keinen Helm mit anbieten müssen) und nicht um uns Privatpersonen.
Richtig, das ist der Punkt. Im Wesentlichen wurde die Verordnung auch nur so relativ schnell durchgeprügelt, damit die Berliner-Juppies mit ihren Smarten Roller-Startups einen Gegenleistung für die ein oder andere alkoholische Aufmerksamkeit bekommen.

Das passiert halt, wenn man unbedingt eine Kraftfahrzeug aus einen Roller machen möchte. In anderen Ländern ist das eleganter gelöst.

Wir werden von alten Leuten regiert, die sich angewöhnt haben alle Bürger für dumm und unselbständig zu halten.
Die andere Alternative damit es kein Kraftfahrzeug wäre, hätte darin bestanden, daß das Teil einen regelmäßigen Fußtritt benötigt um weiterzulaufen.....ähm auch nicht wirklich elegant.

Nunja...ob alte Leute oder nicht....tatsächlich manifestiert sich bei nicht wenigen eine gewisse Dummheit, nicht in der Unselbständigkeit sondern in der Verselbständigung des Handelns.....leider lebt ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich nach der Mentalität "was nicht verboten ist mach ich....wo es eine Lücke gibt nutze ich sie usw." Und der Straßenverkehr ist ein gutes Beispiel, da brettert man auch mit 200 über die Autonbahn, weil. alles unter 10cm Höhe nicht als Nässe gesehen wird, da kompensiert man ständig den viel zu kleinen Schwengel, usw usw usw.

In diesem Sinne hoffen wir auf eine Gesellschaft im Jahr 2150 die halbwegs dazu gelernt hat und es nicht nötig hat sich ihre Köpfe an Leitplanken zu reiben.
 
Nunja...ob alte Leute oder nicht....tatsächlich manifestiert sich bei nicht wenigen eine gewisse Dummheit, nicht in der Unselbständigkeit sondern in der Verselbständigung des Handelns.....leider lebt ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich nach der Mentalität "was nicht verboten ist mach ich....wo es eine Lücke gibt nutze ich sie usw." Und der Straßenverkehr ist ein gutes Beispiel, da brettert man auch mit 200 über die Autonbahn, weil. alles unter 10cm Höhe nicht als Nässe gesehen wird, da kompensiert man ständig den viel zu kleinen Schwengel, usw usw usw.
Das kann aber sowohl Symptom als auch Ursache sein.
 
Tja, die derzeitige Debatte und Situation zeigt aber auch, dass das verdammt viele garnicht anders wollen ;) Wir werden sehen wo das noch hinführt.

Da muss ich Dir leider recht geben. Im Grunde ist das als Antwort für den Thread ausreichend. Selbstgewähltes Schicksal?
 
wenn ich von einem Dorf ins andere auf einem Fahrradweg außerorts fahren möchte und mit 23 km/h auf meinem E-Scooter unterwegs bin, begehe ich eine Straftat und wenn ich da 45 km/h mit einem S-Pedelec fahre, ist alles in Butter?! Der Gesetzgeber versagt hier doch völlig und bestraft Leute mit E-Scooter viel härter als andere Verkehrsteilnehmer.
Welche Straftat meinst du? Wir reden doch von zugelassenen E-Scootern nach eKFV.