Aber was mich noch interessieren würde: angenommen die Situation driftet weiter auseinander. Entweder weil das BMS nicht nach mag mit Balancieren, oder weil überhaupt nicht balanciert wird. Wie lange geht das weiter? Würde sich das Auseinanderdriften der Zellen irgendwann verlangsamen und sich eine stabile Situation von selbst einstellen? Bei Blei- oder NC Akkus scheint sich in gewisser Weise ein Natürliches Passives Balancing einzustellen, bei welcher sich Zellen am unteren oder oberen Ende der Ladekurve von selbst angleichen können.
Das wird jetzt schwierig, weil das Ergebnis von vielen Faktoren abhängt. Stell dir vor jemand möchte seinen Akku schonen, hat kein smart BMS und beendet den Ladevorgang immer bei 90%.
Der Akku driftet dann über kurz oder lang so weit, dass mit 30 oder 60 mA nichts mehr auszurichten ist und einzelne Zellblöcke irgendwann einbrechen.
Genauso kann es mit einem Schnellader ergehen: damit verkürzt sich selbst beim Vollladen die Zeit oberhalb der Schwellspannung für den Balancer.
Kurz: es hilft nichts, wenn etwas "nur" gut gemeint ist.
"Natürliches passives Balancing" wird sich nur einstellen können, wenn weder BMS oder Lader den Ladevorgang beenden.
Man kann tricksen, in dem man den Akku mit 42V und 50mA eine Nacht am Labornetzteil lässt. Das tut dem Akku nix und überlädt auch nicht.
Mit Chance aktiviert man damit das Bleeding über einen längeren Zeitraum.
Anyway, es lässt sich kein generell richtiges Vorgehen "für alle Lebenslagen" ableiten. Wichtig ist es zu verstehen, was wie funktioniert.
So ein Balancer ist eine ziemlich einfache Schaltung. Die "denkt" nicht, hat keine Intelligenz und kennt nur eine Schwellspannung, bei der sie aktiv wird.
Der Balancer arbeitet auch völlig unabhängig von den restlichen Sicherheitsschaltungen für Over- und Undervolting oder Overcurrent.
Zellen sterben auch nicht abrupt, wenn sie die 4,2V überschreiten. Es gibt sogar Zellen, die durchaus für 4,3V freigegeben sind.
Wenn man sich mal die Mühe macht, sich in die Feinheiten einzuarbeiten, wird man schnell feststellen, wie simpel die Zusammenhänge sind.
Irgendwelche Mythen werden wohl nie aussterben, aber es bringt auch nix an Voodoo zu glauben und irgendwelche "Fakten" ungeprüft nachzuplappern.
Wir speichern die Energie auf chemischem Weg. Da verlassen wir die Elektronik und müssen auch "chemisch denken". Die Elektronik hilft aber nur beim überwachen einiger weniger Parameter, wie Spannung, Temperatur etc.
Klar kann man Zellen selektieren, viel Zeit in den Akkubau investieren und sich lange mit einem smarten BMS und seinen Möglichkeiten beschäftigen...
...aber es geht auch anders: die Industrie hat inzwischen Wege gefunden fast identische Zellen zu produzieren.
Fertigungstoleranzen sind bei guten Zellen deutlich kleiner geworden. - Zumindest innerhalb von Produktionschargen.