Wie schafft ihr es Anderen die Angst vorm Fahren zu nehmen?

15 September 2020
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Münster
E-Scooter
Xiaomi Mi Pro 2
Hallo Zusammen,

Ich hab heute mal ein Anliegen dass Ich eigentlich nicht ansprechen wollte, aber bei dem mich die betroffene Person sogar darum gebeten hat. Es geht, wie im Titel schon ersichtlich, um die Angst vorm Fahren auf dem E-Scooter. Das Thema ist mir Ernst und Ich würde es zu schätzen wissen, wenn ihr auf Beiträge verzichtet die nichts sinnvolles zum Thema beitragen.

Im Detail geht es hier um meine Frau (37, Führerschein seit dem 18. Lebensjahr), Autofahrerin, Radfahrerin, früher auch Motorradfahrerin. Somit auf 2 Reifen also auch genug Erfahrung.
Seit die Leihscooter hier in Münster stehen haben wir ständig davon gesprochen die mal auszuprobieren. Jetzt hat es sich vor kurzem begeben dass Ich mir selbst einen Scooter zugelegt habe und damit sehr zufrieden bin und auch sehr gut klar komme. Durch mein ganzes Gelaber über den Scooter und meine "Ausfahrten" ist sie nun auch auf den Geschmack gekommen. Vor 2 Wochen haben wir also Sonntags ganz kurz auf dem Weg zum Bäcker meinen Scooter und einen Leihscooter benutzt (Sie hat meinen genommen, da ich den "sicherer" fand als das abgewrackte Lime Modell) Sie fuhr extrem langsam und zögerlich. Ich hatte ihr zuvor das wesentliche erklärt und ihr auch klar gemacht dass sie mit höherer Geschwindigkeit, genau wie beim Fahrrad halt, stabiler und weniger wackelig fährt. Den Rückweg haben wir dann zu Fuß bestritten, Sie fühlte sich zu unsicher und wollte es nochmals probieren wenn es ruhiger ist (halt nicht direkt an der Straße auf dem Radweg) und sie einen Helm trägt. Fand Ich verständlich und Ich habe es ihr auch nicht übel genommen, war nur froh, dass ihre erste Fahrt nicht auf der Lime Krücke war.

Nun kam der gestrige Tag, schönes Wetter aber wir konnten nicht raus da Besuch kam, Abends meinte sie dann: "Wenn das Wetter morgen auch so schön ist, wollen wir dann mal ne Runde mit den Scootern fahren? Würde das gerne nochmal probieren." Also, gesagt getan, durch diverse Codes hatten wir in den letzten Monaten 45 Freiminuten und einige Freischaltungen bei Tier erhalten. Das Wetter war schön und trocken. Wir sind spazieren gegangen bis wir 2 der neuen Modelle (Wechselakku und Blinker, jedoch noch ohne Helmbox) gefunden hatten. Ruhige Ecke, Seitenstraße mit direktem Zugang zu einem ordentlichem ruhigem Radweg. Helme hatten wir dabei. Also entsperrt und vorsichtig losgefahren. Die Tier Scooter sind ja wahre Panzer, stabil, robust, gutmütig.
Wir sind knapp einen Kilometer gefahren, mit 2 Zwischenstops weil sie sich unsicher fühlte, Ich bin mit dem Gedanken sie nicht zu hetzen und mich ihrem Tempo anzupassen hinter ihr gefahren. Wir hatten beide einen Kopfhörer (in einem Ohr) drin und haben dabei telefoniert, damit wir reden können. Beim dritten Stop fuhr sie dann rechts ran, stellte den Scooter ab und meinte: "Sei mir nicht böse aber ich habe richtige Panik, ich fühle mich total unsicher und weiß nicht wieso, fahr du ruhig weiter ich laufe nach Hause". Habe Ich selbstverständlich nicht gemacht, also meinen Scooter ebenfalls abgestellt und noch ne schöne lange Runde spazieren gegangen.

Jetzt sitzt sie schon den ganzen Abend hier und meint sich ständig dafür entschuldigen zu müssen dass es nicht geklappt hat. Ich bin ihr nicht böse, ganz und gar nicht. Aber ihr lässt es keine Ruhe dass sie Fahren will aber nicht kann. Sie hat ein übelst schlechtes Gewissen obwohl es gar nicht sein muss.

Ich bin mit meinem Latein am Ende, habt ihr Tricks, Tipps oder gar Erfahrungen wie man jemandem am besten die Angst nehmen kann, vor allem wenn derjenige es offensichtlich ja will?
 
Uuuh, ich kenne das Problem. - Nicht vom E-Scooter, sondern von Sportarten wie Inlineskaten, Snowboarden oder Mountainbiken,

Beim Biken stand ich mit meiner Freundin vor einem ähnlichen Problem: ich fahre in der Stadt Treppen ohne Probleme, stehe auch an der Ampel minutenlang im Trackstand und bin es seit zig Jahren einfach gewohnt das Ding artgerecht zu bewegen.

Irgendwann wurden die gemeinsamen Touren länger und sie wollte unbedingt in die Alpen.

Ihr Fahrkönnen hat dafür absolut nicht gereicht und war durch ihre Angst begrenzt.

Ich habe ihr dann Fahrtechnik beigebracht. Absolut Neuland für mich, weil ich kenne diese Angst so nicht.

Um Dir einen ganz wichtigen Tipp zu geben, vielleicht den wichtigsten überhaupt:

Versuche nie jemand mit Angst zu überreden!

Gib ihr die Chance auf ihrem Niveau zu lernen. Nimm sie ernst! Lass sie bestimmen, wann, was und wieviel sie lernen will.

Du kannst sie nur unterstützen Selbstvertrauen aufzubauen. Lobe und bewerte Fortschritte.

Dann klappt es auch irgendwann und sie wird Dir dankbar sein.
 
Vor allem, als die E-Scooter herauskamen, haben einige Anbieter (meist Verleiher) Fahrtrainings angeboten.
Auch bei uns in der Firma gab es das in einer ganz einfachen Form (TIER), ich habe da teilgenommen, obwohl ich vorher schon mal gefahren war.

Durch Corona ist das wohl ziemlich zurückgegangen, aber vielleicht findest Du ja was.
 
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Um Dir einen ganz wichtigen Tipp zu geben, vielleicht den wichtigsten überhaupt:

Versuche nie jemand mit Angst zu überreden!

Gib ihr die Chance auf ihrem Niveau zu lernen. Nimm sie ernst! Lass sie bestimmen, wann, was und wieviel sie lernen will.

Mach Ich ja schon, das ist bisher immer ihre Idee gewesen. Aber ich stimm dir zu, evtl. erwarte ich unbewusst einfach zu viel weil es bei mir auch so schnell bzw. auf Anhieb klappte.
 
Seit die Leihscooter hier in Münster stehen haben wir ständig davon gesprochen die mal auszuprobieren. Jetzt hat es sich vor kurzem begeben dass Ich mir selbst einen Scooter zugelegt habe und damit sehr zufrieden bin und auch sehr gut klar komme. Durch mein ganzes Gelaber über den Scooter und meine "Ausfahrten" ist sie nun auch auf den Geschmack gekommen.

Da ist jede(r) offenbar anders. Meine Frau und ich hatten unsere erste E-Scooter-Erfahrung auch in Münster (ich komme auch aus MS), damals gab es nur die Tier-Roller. Obwohl meine Frau aufgrund eines schweren Verkehrsunfalls als Kind eine eher ängstliche Autofahrerin ist, hat ihr das Roller fahren in Münster sehr gefallen. Ich finde, dass die Radwege in Münster zumindest im Sommer eigentlich viel zu voll sind, um da noch Touris mit Leih-Scootern aufzunehmen, meiner Frau hat es auf den Radwegen aber bestens gefallen.

Ich habe zwischenzeitlich einen eigenen Roller, mit dem sie hier allerdings gar nicht fahren will. Jedesmal, wenn wir in MS sind, machen wir aber Touren mit einem Tier...

Eine rationale Erklärung habe ich nicht. In MS hatten wir definitiv mehr "Begegnungsverkehr" mit Autos und Radfahrern als wir es hier auf dem Weg von unserem Haus in die City haben. Lass deine Frau mal alleine mit dem Tier-Roller fahren, der ist schon robuster und wirkt auch stabiler als ein Xiaomi oder mein ePF-1. Wohnt ihr direkt in MS? An der Promenade ist es doch recht entspannt zum Lernen.
 
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Ja wir wohnen direkt in MS, Promenade und Aasee ist nicht weit, genau da die Ecke sind wir auch gefahren, da ist meist nicht viel los am Tag (gerade zur jetzigen Zeit).

Ich glaub ich werd ihr wirklich mal ans Herz legen allein zu fahren wenn sie Lust und Zeit hat, evtl. nimmt ihr das die Hemmung "zu versagen"

Möchte mich an dieser Stelle erstmal bei allen Teilnehmern hier bedanken, auch bei denen die noch kommen.
 
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Also ich kenne das tatsächlich vom Skaten, dazu kann ich nur sagen das Routine der Schlüssel ist, wenn sie immer mal wieder bisl fährt, paar entspannte Runden hat sich das bis Frühjahr wenn das Wetter gut ist
 
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Nimm das verlinkte oder ein vergleichbares Ballsitzkissen. Es darf nur schwach aufgepumpt sein, so dass Du auf einem Fuß nicht bis zum Boden druchdrückst.

Ein paar Tage lang darauf balancieren ... zuerst mit beiden Beinen, dann mit jedem einzeln und schließlich im Flamingo (auf einem Bein stehen und den Fuß des anderen Beins auf der Wade absetzen. 15 Sekunden sollte man das schon halten können. Nach ein paar Tagen wieder auf den Roller. Nichts in die Ohren wegen Gleichgewichtssinn. Am besten auf einem Sportplatz oder Sonntags auf einem leeren Aldiparkplatz anfangen. Sonnenbrille nicht vergessen, starke UV-Einstrahlung oder sehr helles Licht bei diesigem Himmel kann das Gleichgewichtsgefühl auch beeinflussen, vor allem bei Wind. Bein Anfahren nach vorne mit dem Gewicht und beim bremsen nach hinten ... nicht groß rumtanzen, einfach mit Gewichtsverlagerung. Vor allem beim Bremsen wird sie dann kaum noch einen Einfluß auf den Lenker spüren, und das trägt vlt auch zum Sicherheitsgefühl bei.

Wenn das alles nichts hilft und sie dennoch nicht aufgeben will (Glückwunsch zu so einer Gefährtin) mit ein paar Kabelbindern einen halben Besenstiel auf den Lenker montieren und somit die Breite der Haltestange vergrößern. Dann wirkt sich Unsicherheit viel schwächer auf den Geradeauslauf aus :)


 
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