nachdem mir die Leuchtweite des serienmäßige Ninebot-Scheinwerfers deutlich zu kurz war (auf dunklen Radwegen u.s.w. hab ich Fußgänger teilweise erst 4-5m vor mir erkannt, was dann oft zu sehr grenzwertigen Situationen geführt hat), habe ich mich nun gestern daran gesetzt und ihn zerlegt und "verbessert"
Vorab ... das Verändern des Scheinwerfs führt eindeutig zum Erlöschen dessen Bauart- und Tüpgenehmigung. Daher muss sich jeder klar sein, dass der Umbau legal nur für Privatgelände gemacht werden darf. Unabhängig kann sich jeder selbst die Frage stellen, was im öffentlichen Bereich sinnvoller ist ... ein Scheinwerfer der viel zu kurz ausleuchtet und damit man sich und andere gefährdet, oder ein Scheinwerfer, der ein vernünftig Reichweite hat, dazu andere nicht blendet, aber eben keine Typprüfung, und der Roller damit eben keine gültige Betriebserlaubnis mehr hat.
Vorab ein paar Daten ... die org. Einstellung des Scheinwerfers variiert auch innerhalb des identischen Modells.
Mein Audi G30D 2 Max hat z.B. auf einen Distanz von 4,6m (das war bei mir eben Indoor die Messstrecke - gemessen vom Scheinwerfer bis zur Wand) eine Leuchthöhe von 74cm (bis zur richtigen Dunkelgrenze - gibt dazwischen ja noch einen "ÜBergangsbereich). Der identische Roller vom Kumpel bringt es bei identischen 4,6m nur auf rund 64cm ... hier das Foto vom Roller meines Kumpels
mit meinen 74cm würde ich sagen, dass mein Roller so grob 7-8m weit geleuchtet hat, was dann beim 20km/h (5,5m/s) eine Reichweite von 1,34 Sek wäre. Dass das viel zu wenig ist, wird jedem klar, denn wenn in der Dunkelheit erst 1,34 Sek vorher der Fuß eines Fußgängers, oder eine Schlagloch überhaupt zu erkennen ist, dann braucht man mind. noch grob 1 Sek um zu reagieren, und dann nochmals ein paar Sekunden um zum Stehen zu kommen. Bei 30km/h wären es sogar 8,33m, wodurch sich die Sicht"zeit" auf weniger als 1 Sek reduziert.
Was habe ich nun gemacht ... zuerst dachte ich ich kann den Neigungswinkel des kompletten Scheinwerfers irgendwie verändert, doch das klappt schon deshalb nicht gut, da der Scheinwerfer selbst in eine Art Hülse in die Lenkstange eingepasst ist und dort von einer Dichtung zusätzlich abgedichtet wird. Zusätzlich ist der Scheinwerfer von Unten durch (im Rohr verschraubt), wodurch er mit etwas Druck in die Hülse seiner Lenkstangenöffnung gezogen wird.
Somit war eigentlich nur eine Lösung gangbar, in der ich den Scheinwerfer zerlege und innen umbaue.
Der ausgebaute Scheinwerfer selbst hat auf seiner Rückseite einen Metallabschluss mit Kühlrippen, welcher über vier Clipnasen im Scheinwerfergehäuse fixiert wird. Um diese Metallrückseite unbeschädigt zu öffnen, hat sich bei mir herausgestellt, dass es deutlich besser ist in diese vier Clipnasenöffnungen die Metallrückseite "rauszuschieben", als von hinten in die Trennfuge zwischen Scheinwerfergehäuse und Metallabschluss einen Schraubenzieher reinzuquetschen.
im Anschluss muss die mit einer kleinen Kreuzschlitzschraube fixierte innere Metallplatte, auf welcher die LED sitzt, abgeschraubt werden. Aufpassen, denn auf der Platte sitzt rückseitig Wärmeleitpaste, welche die Wärme der LED über die Metallplatte und die Wärmeleitpaste dann auf die Metallendkappe mit ihren Kühlrippe überträgt. Somit entweder die serienmäßige Wärmeleitpaste "schützen", oder nachträglich nochmals Wärmeleitpaste wie z.B. für die PC-CPU auftragen.
damit hat man dann das restliche Lampengehäuse von der LED und der Metallendkappe getrennt.
nun schraubt man die zwei weiteren Kreuzschlitzschrauben auf, womit man den "Reflektor" aus dem transparenten Gehäuse nehmen kann (der Reflektor ist letztlich kein Reflektor, da er nicht reflektierend ausgeführt ist, sondern lediglich eine solche Form hat)
im Anschluss sieht man nun die Projektionslinse der LED, welche einfach herausgehebelt werden kann
nun gilt es die Neigung der Linse so zu verändern, dass sie weiter leuchtet, weshalb man sie "oben nach hinten" kippen muss, so dass sie letztlich senkrechter steht als serienmäßig ... ähnlich der Leuchtweitenregulierung bei einem PKW. Dazu hätte man entweder den kompletten Auflagerahmen der Linse passen abschleifen müssen, doch da man das transparente Außengehäuse des Scheinwerfers nicht von dessen Rahmen mit Frontscheibe trennen kann (verklebt/verschweißt), hätte man durch das Loch von hinten dieses Abschleifen nicht ausreichend sauber hinbekommen.
Deshalb hab ich mit für eine Unterlegemethode entschieden.
Entsprechend ist vor der Linse auf 12 Uhr eine kleine Aussparung in schwarzen Auflagerahmen, in den normal eine Nase der Linse gehören würde, Bei mir war aber serienmäßig nur eine Nase an der Linse, welche aber nach unten "6 Uhr" zeigen muss, da sonst das Projektionsbild des Scheinwerfers nicht mehr stimmen würde. Ob diese kleine Nase von der Linse absichtlich ab Werk entfernt wurde, oder bei mir nur serienmäßig abgesplittert war, kann ich nicht sagen. Auch fanden sich keinen Bruchstücke u.s.w. im Scheinwerfer, so dass ich davon ausgehe, dass diese Nase ab Werk abgeschnitten/schert wird, zumal diese Stelle wie abgerochen aussieht bei mir.
in diese kleine Aussparung auf 12 Uhr (diese Aussparung ist ca. 5mm breit, knapp 2mm tief und ca. 2mm hoch, musste nun etwas eingelegt werden, so dass die Linse oben etwas höher sitzt. Ich habe mich dann entschieden einfach eine Büroklammer (die hatte 0,9mm Dicke) zu falten und dort als Aufdopplung/Erhöhung einzulegen. Letzlich hat sich aber herausgestellt, dass diese 0,9mm Erhöhung für mich zu wenig Gewinn an Leuchtweite gebracht haben, weshalb ich dann einen 1mm Draht genommen und zweifach gefaltet habe, so dass ich damit einen Block von 5x2x2mm erzeugen konnte. Hier die identisch Faltung mir der Büroklammer, womit ich dann aber nur 1,8mm gefaltet hatte
Diesen kleine gefaltete Drahtblock habe ich nun in die Aussparung der Linsenhalterung eingelegt
legt man nun die Linse wieder drauf, liegt diese zwar nicht mehr komplett am Rahmen auf, doch die Plattet des darauf wieder anzubringen Reflektors drückt die Linse dann automatisch plan.
hier zu sehen, wie die Linse dann wieder eingelegt wurde und eben durch die eingebrachte Erhöhung in einem angehobenen Winkel gegenüber vorher (und damit wie gewünscht senkrechter) ausgerichtet ist.
nun schraubt man den Reflektor mit seinen zwei Schrauben wieder auf die Linse, womit die Linse relativ fest angedrückt wird, aber eben stabil sitzt.
im Anschluss dann wieder die Metallplatte mit der Led aufschrauben
und die Metallendkappe (mit entweder der org. Wärmeleitpaste, oder eben frischer Wärmeleitpaste) wieder aufsetzten.
hier mit frischer Wärmeleitpaste
im Anschluss lässt sich durch die weiter nach hinten stehenden Projektionslinse die MEtallentkappe zwar nicht mehr ganz ins Gehäuse eindrücken (es fehlen ca. 2mm), doch da die gesamte Lampe mit einem Dichtungsring im Lenkerrohr sitzt, spielt das keine wirkliche Rolle. Wichtig ist nur, dass die Endkappe eben fest angedrückt wird, so dass die MEtallendkappe mit der Wärmeleitpaste die Metallplatte der LED berührt und die Wärme damit abgeführt werden kann.
Sieht dann zusammengebaut so aus - man sieht den Überstand der Endkappe.
Bei mir ergab diese Erhöhung der Projektionslinse um 2mm eine Steigerund der Reichweite des Lichtkegel auf ca. 23-25m, was sich als deutlich komfortabler und ausreichend als Sicherheitsleuchtweite.
Im Vergleich liegt die Dunkelgrenze bei mir dann bei ca. 95cm, zu vorher 74cm gemessen auf 4,6m vom Scheinwerfer bis zur Projektion auf die Wand.
Wer es nachbauen möchte, hat somit schon mal einen Richtwert für die benötigte Erhöhung, wobei mehr als 2mm da kaum unterzubringen und einzubauen sind.
Wichtig ... der Scheinwerfer hat damit noch immer eine saubere "Hell-/Dunkelgrenze" und man blendet damit andere absolut nicht, was ja auch schwer möglich, das die Scheinwerfermitte am Scooter auf ca. 108cm sitzt, und der Lichtkegel dann mit jedem Meter an Leuchweite absinkt, bis er dann auf rund 20/25m die Leuchtgrenze erreicht.
Ich möchte am Ende dieser Umbauanleitung nochmals betonen, dass die Bautartgenehmigung mit diesem Umbau erlischt und damit auch die Betriebserlaubnis des Scooters!!!